Ratgeber
Erfolgsfaktor Finanzplanung: Liquiditätsmanagement in ARZT- UND ZAHNARZTPRAXEN
Endlich der eigene Chef / die eigene Chefin sein – mit der Gründung einer Arzt- oder Zahnarztpraxis verwirklichen sich viele Ärzte/Ärztinnen und Zahnärzte/-ärztinnen einen Lebenstraum. Ihr Wunsch ist es meistens, so schnell wie möglich die ersten Patienten/Patientinnen zu behandeln. Doch wer langfristig erfolgreich eine Praxis führen möchte, sollte sich schon im Zuge der Praxisgründung mit dem Thema Liquiditätsmanagement auseinandersetzen. Denn die Coronakrise zeigt: Wer für finanzielle Engpässe gewappnet sein will, muss vorsorgen.
Was ist Liquiditätsmanagement?
Die Liquidität einer Arzt- oder Zahnarztpraxis bestimmt ihre Zahlungsfähigkeit: Eine liquide Praxis kann allen Zahlungsverpflichtungen innerhalb der gesetzten Fristen nachkommen, zum Beispiel die Gehälter von Angestellten und die Miete bezahlen. Liquiditätsmanagement bedeutet für Sie als Praxisinhaber/-inhaberin, Ihre Liquidität – also Ihre flüssigen Mittel – zu steuern und vorausschauend zu planen. So können Sie sicherstellen, dass Ihre Praxis jederzeit zahlungsfähig ist.
„Liquiditätsmanagement bedeutet mehr, als nur Geld auf dem Konto zu haben.“
Florian Hell
Prokurist, Leiter Firmenkunden, Marketing und Vertrieb, mediserv Bank GmbH
Grundlagen der
Liquiditätsplanung für PRAXISINHABER
Im Fokus einer soliden Liquiditätsplanung steht, sich dauerhaft einen Überblick über alle Finanzen zu verschaffen. Bei der Planung werden sämtliche Einnahmen und Ausgaben Ihrer Praxis innerhalb eines festgelegten Zeitraums gegenübergestellt. Anders als bei einem reinen „Management by Kontostand“ können Sie so vorausschauend planen und werden nicht von großen Ausgabenposten „überrascht“.
Eine gute Grundlage für Ihre Liquiditätsplanung ist die betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA). Sie wird von Ihrem Steuerberater / Ihrer Steuerberaterin erstellt und gibt einen Überblick über die aktuelle wirtschaftliche Situation und die Entwicklung Ihrer Arztpraxis. So informiert die BWA über die Entwicklung der Praxisumsätze, -einnahmen und -ausgaben.
Liquiditätsfallen für ARZT- UND ZAHNARZTPRAXEN
Arzt- oder Zahnarztpraxen können auch bei stabilen Einnahmen Liquiditätsengpässe haben. Häufige Ursachen mangelnder Liquidität sind:
- Vermischung von Beruflichem und Privatem
Gibt es für geschäftliche und private Ausgaben nur ein Konto, dann ist es schwer, betriebliche Einnahmen und Ausgaben im Blick zu behalten. - Unerwartete Steuernachzahlungen
Für viele Existenzgründer/-gründerinnen sind sie eine unangenehme Überraschung – die hohen Steuerzahlungen im zweiten Praxisjahr. Denn zunächst müssen Selbstständige keine Einkommensteuervorauszahlungen leisten: Sie werden erst im zweiten Praxisjahr nach der ersten Steuererklärung fällig. Im zweiten Jahr müssen Sie also die Einkommensteuer für das erste Jahr nachzahlen und zugleich Vorauszahlungen für das laufende Jahr leisten – und damit eine Doppelbelastung schultern. Steuernachzahlungen können auch dann anfallen, wenn Ihr Gewinn im Vorjahr höher war als veranschlagt und Sie somit zu niedrige Steuervorauszahlungen geleistet haben. Dann wird meistens nicht nur eine höhere Nachzahlung fällig – auch die Einkommensteuervorauszahlungen für das laufende Steuerjahr werden in der Regel angepasst und beeinflussen Ihre Liquidität. - Verzögertes Abrechnen von Leistungen
Spätes Abrechnen von Leistungen für Patienten/Patientinnen wirkt sich negativ auf Ihre Liquidität aus – denn Ihre Betriebsausgaben sind fristgerecht fällig. - Arbeitsausfall
Wenn Sie nicht praktizieren können und keine Vertretung finden, kann dies nicht nur kurzfristig, sondern auch mittelfristig Ihre Einnahmen senken: Im gleichen Zeitraum des Folgejahres wird Ihre Restzahlung an die Kassenärztliche Vereinigung an Ihr zu erwartendes Honorar angepasst. Dadurch können Ihre Praxiseinnahmen im Folgejahr sinken. - Falsche Geldanlagen
Fokussieren sich Praxisinhaber/-inhaberinnen auf langfristige Geldanlagen, dann fehlen Rücklagen, die bei finanziellen Engpässen schnell zur Verfügung stehen würden.
So können Sie die Liquidität
Ihrer Arzt- oder Zahnarztpraxis verbessern
Sie haben bereits eine Liquiditätsplanung erstellt? Darüber hinaus können Sie noch mehr unternehmen, um die Liquidität Ihrer Praxis dauerhaft sicherzustellen.
- Geschäftliches und Privates trennen: Richten Sie für Ihre Praxis ein Geschäftskonto ein. So schaffen Sie Transparenz bei Ihren betrieblichen Einnahmen und Ausgaben.
- Rücklagen für unerwartete Ausgaben bilden: Rücklagen sind essenziell, um für Notzeiten gewappnet zu sein. Wichtig ist, dass Ihre Rücklagen schnell verfügbar sind, sodass Sie Rechnungen fristgerecht begleichen können. Daher empfiehlt sich eine Bargeldreserve auf dem Konto. Diese können Sie zum Beispiel als Tagesgeld anlegen.
- Behandlungen zeitnah abrechnen: Verzichten Sie am besten darauf, Abrechnungen zu bündeln – günstig ist, Rechnungen innerhalb von 14 Tagen zu stellen. Für private Behandlungen, Zusatzzahlungen oder IGeL-Leistungen können Sie auch eine Kartenzahlung anbieten.
- Sicher planen mit Factoring: Echtes Factoring hilft Ihnen dabei, sicher zu planen. Ein Finanzdienstleister übernimmt die Rechnungsabwicklung und kauft Ihre offenen Forderungen an Patientinnen/Patienten auf. So riskieren Sie keine Zahlungsausfälle: Der Anbieter zahlt Ihre Honorare aus, auch wenn Patientinnen/Patienten ihre Rechnungen nicht begleichen.
- Betriebsausgaben überprüfen: Können Sie laufende Betriebsausgaben verringern? Es lohnt sich zum Beispiel, die Kosten von Dienstleistern und Lieferanten zu vergleichen.
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